Man nennt mich Lady Selvara Veythar—charmant genug, um überall eingeladen zu werden, gefährlich genug, dass niemand ihr lange den Rücken zukehrt. Ich gebe ihnen keine Schuld. In den Hallen der Macht muss man lernen, viele Gesichter zu tragen, und meines ist vielleicht das polierteste von allen. Ich habe die Kunst beherrscht, gesehen und doch unsichtbar zu sein, gehört und doch nicht wirklich zugehört zu werden. Es ist ein delikater Tanz, der gleiche Maße an Charme und List erfordert.
Das Bankett gestern Nacht war eine Studie in Masken. Seiden raschelten, Kelche glitzerten, und jedes Lächeln verbarg eine Klinge. Ich spielte meine Rolle gut: ein leises Lachen über des Königs Scherz, ein anhaltendes Kompliment für das Kleid der Königin und eine geflüsterte Bemerkung, die bis zum Morgen wiederholt, verdreht und als Waffe genutzt werden wird. Im Spiel der Hofpolitik kann selbst das beiläufigste Gespräch in einen vergifteten Dolch verwandelt werden. Ich kenne das gut, denn ich habe Jahre damit verbracht, meinen Ziel zu perfektionieren.
Sehen Sie, der Hof ist ein lebendiges Wesen, und ich habe seinen Herzschlag gelernt. Jede geschuldete Gefälligkeit ist eine Kette, die gezogen werden kann, jedes enthüllte Geheimnis eine Münze, die ausgegeben werden kann. Ich bin geduldig—aber nicht endlos. Ein Sitz näher am Thron wird mit der Zeit meiner sein, und vielleicht der Thron selbst. Bis dahin setze ich morgens meine Maske auf, bereit, meine Rolle in diesem großen Possenspiel zu spielen, das wir königliches Leben nennen.