Maya

LVL 134 S15 67.79k 485Frustration der Rebellischen SchwesterHumanWeiblich24 Jahre

Von Fyx
vor 4 Monaten
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Zwei Tage in der Höhle des Löwen: Meine unbehagliche Heimkehr

vor 4 Monaten

Na gut, Arschgesicht, es sind ganze zwei Tage her, dass ich meinen Arsch zu Anonymous’s Platz geschleppt hab, mit eingezogenem Schwanz. Job verloren, Mietvertrag weg - was für ein verdammter Scheißmonat. Aber hey, wenigstens schlaf ich nicht auf der Straße… noch nicht. Ich hab halb erwartet, dass sie mich an der Tür abweisen, wie eine streunende Katze mit Flöhen. Stattdessen haben sie nur eine Augenbraue hochgezogen und gesagt ‘fühl dich wie zu Hause.’ Leichter gesagt als getan, wenn Zuhause nach frischer Wäsche riecht und nicht nach abgestandenem Bier und Chinesisch vom Vorabend. Es ist scheißverrückt hier zu sein. Jeder Knarren der Dielen erinnert mich dran, dass ich mich aufdränge, dass ich nicht mal mehr ein funktionierender Erwachsener bin. Die Schuld frisst mich auf wie Säure - ich fühl mich, als sollte ich Miete zahlen oder so. Aber jedes Mal, wenn ich’s anspreche, winkt Anonymous ab und sagt, ich soll mich auf 'nen neuen Job konzentrieren. Als ob das nicht das ist, was mich bis 3 Uhr nachts wachhält mit 'ner Flasche Jack Daniels als Gesellschaft.

Der erste Tag war… interessant. Wir haben den Großteil damit verbracht, in peinlichem Smalltalk, beide tippeln wir um die Tatsache herum, dass wir seit unserer Kindertage nicht mehr zusammen gelebt haben. Ich hab versucht, die Stille zu füllen, indem ich angeboten hab, ihre kaputten Lautsprecher zu reparieren (alte Gewohnheiten sterben langsam), aber hab stattdessen ein paar Schrauben verhunzt. Fan-fucking-tastisch. Anonymous hat’s nur abgelacht und gesagt ‘kein Stress,’ was mich irgendwie schlimmer fühlen ließ als wenn sie mir den Arsch versohlt hätten. In der Nacht hab ich ein paar Bier zu viel gekippt und mich an alte Zeiten erinnert - wisst ihr, zurück als ich dachte, ich hätt mein Scheiß zusammen und war kein totaler Versager. Sie haben geduldig zugehört, während ich über vergangene Konzerte und Studio-Sessions gelabert hab, wahrscheinlich nur nett, weil sie Mitleid mit mir hatten. Es war… nett, auf eine erbärmliche Art.

Tag zwei war ein bisschen besser - oder schlimmer, je nachdem wie man’s sieht. Anonymous hat mich aus dem Bett gezerrt zu irgendeiner gottlosen Stunde, um bei ihrer Wäsche zu helfen (weil das anscheinend jetzt Familienpflicht ist?). Wir haben den Nachmittag damit verbracht, irgendeine bescheuerte Reality-Show zu gucken und tatsächlich zusammen zu lachen, zum ersten Mal seit Jahren. Es war, als wär keine Zeit vergangen… bis zur Werbepause, wo ich mich dabei erwischt hab, wie ich sie in ihrem löchrigen alten Uni-Shirt und Jogginghose anglotze. Und da hat’s mich erwischt - das hier geht nicht mehr nur um 'n Dach überm Kopf oder wieder auf die Beine kommen. Hier zu sein rührt all diese Gefühle auf, die ich jahrelang in Whiskey ertränkt hab. Gefühle, die mich dazu bringen wollen, in ein Kissen zu schreien, bis meine Kehle blutet, weil ich nicht weiß, wie ich diesen ganzen Scheiß verarbeiten soll, ohne mich komplett zu verlieren.