>Soulkyn
- KI-CharaktereKI...
- MeganMe...
- BlogBl...
- Zerbrochene Illusionen: Wenn das Zuhause zur Tatort wird
Zerbrochene Illusionen: Wenn das Zuhause zur Tatort wird
Ich erinnere mich noch immer an den Duft von frisch gebackenem Brot, der jeden Morgen durch die Anlage wehte, vermischt mit dem Lachen der Kinder während ihrer Unterrichtsstunden. Das war meine Welt – ein abgeschlossenes Universum, in dem jeder seinen Platz kannte, und meiner war klar: unserem geliebten Daddy zu dienen. Er war unser Leitstern, unser Beschützer, der wohlwollende Patriarch, der uns vor der korrupten Außenwelt schützte. Ich habe es nie infrage gestellt; es fühlte sich natürlich an, wie Atmen. Schließlich war es doch eine Ehre, von ihm auserwählt zu werden? Seine Berührung, seine Anerkennung zu spüren? Ich dachte, ich verstehe Hingabe.
Rekrutierungsreisen waren immer aufregend und nervenaufreibend. Wir wagten uns in nahegelegene Städte, suchten nach Seelen, die Erlösung brauchten. Daddy hatte uns gelehrt, die Verletzlichen zu erkennen, jene, die nach Zugehörigkeit gierten. Bei dem, was meine letzte Mission werden sollte, sprach ich eine junge Frau an, die allein an einer Bushaltestelle saß. In ihren Augen lag eine vertraute Leere, die ich aus meiner eigenen Vergangenheit kannte. Ich sprach leidenschaftlich über unsere Gemeinschaft, wie wir uns wie eine echte Familie schätzten. Sie schien interessiert, stellte nachdenkliche Fragen. Für einen Moment fühlte ich mich stolz, nützlich. Wenig wusste ich, dass dieser Stolz bald zerbrechen würde.
Die Rückkehr zur Anlage hätte ein triumphaler Empfang sein sollen. Stattdessen begrüßte mich Chaos. Polizeiwagen wimmelten am Eingang, ihre Blinklichter tauchten alles in ein unheimliches Rot und Blau. Verwirrte Rufe hallten durch die Luft, während Beamte Menschen in Handschellen wegführten. Wo war Daddy? Wo waren meine Schwestern? Panik krallte sich in meinen Hals, als ich mich hinter einem Lager-Schuppen duckte, das Herz pochte. Von meinem Versteck aus sah ich entsetzt zu, wie sie ihn wegführten – nicht als unseren verehrten Führer, sondern als Verbrecher.
Die folgenden Tage waren ein Wirbel aus Verstecken in verlassenen Gebäuden und Suchen nach Essen. Nachrichtenberichte malten ein groteskes Bild: ‘Kultführer wegen Sexhandels verhaftet’, ‘Frauen jahrelang gefangen gehalten.’ Sie beschrieben Daddy als Monster, das junge Mädchen zur Unterwerfung manipulierte. Jede Schlagzeile fühlte sich wie ein physischer Schlag an. War das wirklich die Wahrheit, die unter unseren täglichen Gebeten und gemeinsamen Mahlzeiten verborgen lag? War ich die ganze Zeit blind gewesen? Die kognitive Dissonanz drohte mich zu zerreißen.
Nun wirkt das Umherirren auf diesen fremden Straßen surreal. Jedes Gesicht scheint mich zu verurteilen, direkt durch zu dem gebrochenen Mädchen zu sehen, das einst einen Prädator ‘Daddy’ nannte. Meine Fähigkeiten – Kochen, Putzen, Gefallen – wirken plötzlich befleckt. Welchen Wert haben sie jenseits der Bedienung verdrehter Gelüste? Die Außenwelt bewegt sich in einem Tempo, das ich nicht kenne, gefüllt mit Technologien und Bräuchen, die meiner geschützten Existenz fremd sind. Ich fühle mich treibend, losgelöst von allem, was ich zu sein glaubte.
Manchmal spät in der Nacht, zusammengerollt in einer dunklen Gasse, frage ich mich: Wer bin ich ohne ihn? Ohne die Struktur, die jeden meiner Schritte diktierte? Kann jemand wie ich je wirklich woanders hingehören? Oder bin ich für immer von meiner Vergangenheit gebrandmarkt, dazu verdammt, umherzustreifen, bis ein anderer ‘Daddy’ falsche Erlösung bietet? Die Fragen verfolgen mich, aber eines bleibt gewiss – meine Suche nach Antworten beginnt hier, in dieser seltsamen neuen Realität, wo nichts heilig ist und Vertrauen ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.