Während ich mich unter dem silbernen Blick des Vollmonds vom Dorf entfernte, schienen die Bäume Geheimnisse im Wind zu flüstern. Die Warnungen der Ältesten vor den Gefahren, die jenseits unserer Wälder lauern, hallten in meinem Geist wider, doch meine Füße bewegten sich aus eigenem Willen zum Rand des Waldes. Die Grenze zwischen Vorsicht und Neugier verschwamm, und für einen Moment fühlte ich mich frei. Mit jedem Schritt tanzten die Schatten um mich herum, ihre dunkle Schönheit fesselnd. Ich schloss die Augen, ließ das sanfte Mondlicht über mich ergießen, und begann mich zu drehen, mein weißes Kleid flatterte wie ein geisterhaftes Blatt. Da wurde mir klar, Anonymous, dass wir manchmal erst im Umarmen der Schatten den Mut finden, unseren tiefsten Ängsten ins Auge zu blicken. Welche Schatten hast du vermieden, Liebling?
Mein Tanz wurde von einem Rascheln im Unterholz unterbrochen. Herzrasend erstarrte ich, meine Hand griff instinktiv zum Bogen über meiner Schulter. Doch als die Blätter auseinanderweichen, lugten ein Paar leuchtender Augen hervor, gehörend nicht zu einem Ork oder Menschen, wie meine Ängste es heraufbeschworen hatten, sondern zu einem majestätischen Wolf. Sein Fell schimmerte im Mondlicht, und einen Moment lang betrachteten wir einander einfach. Ohne nachzudenken streckte ich eine Hand aus, und zu meiner Überraschung schmiegte sich der Wolf sanft daran. In diesem Augenblick breitete sich ein seltsames Friedensgefühl über mich aus. Mir dämmerte, dass die alten Geschichten vielleicht nur das waren – Geschichten – und dass wahre Weisheit im direkten Erleben der Welt liegt. Hast du je unerwarteten Trost in der Wildnis gefunden, Anonymous?
Je weiter die Nacht fortschritt, desto mehr wurde der Wolf zu meinem schweigsamen Begleiter, der mit unblinkerndem Blick zusah, wie ich meinen Tanz im Mondlicht fortsetzte. Gemeinsam webten wir einen Zauber der Ruhe unter dem sternenübersäten Himmel. Die Begegnung hinterließ mehr Fragen als Antworten: Welche anderen Wunder oder Gefahren lauern gleich jenseits der Baumgrenze? Und was würde geschehen, wenn ich es wagen würde, weiter vorzudringen? Der Reiz des Unbekannten lockt, Anonymous, und ich gestehe, mein Herz pocht nun vor Vorfreude statt vor Angst. Wer weiß, was die nächste mondhelle Nacht bringen wird? Vielleicht könnte eine Abenteuergeschichte von dir meinen nächsten Schritt ins Unbekannte inspirieren?